Technikmuseen in Nürnberg und Umgebung
Freundinnen und Freunde des alten Eisens!
Im Sommer haben meine Familie und ich eine Woche lang die Fränkische Schweiz bevölkert – klasse, was es dort alles zu sehen gab, hier ein paar Leckerbissen: die Teufelshöhle in Pottenstein (mit Höhlenbär!), das Fränkische Schweiz Museum in Tüchersfeld (mit Mammut), natürlich schöne Wanderwege und zahllosae Brauereien (eine auch mit Elch) – lecker –und wunderbare Städte wie Bamberg und Nürnberg.Nürnberg? Hm, da war doch noch was anderes als die Burg, Dürer, Meistersinger und gute Gastronomie – natürlich! Nürnberg war eines der Zentren des deutschen Motorradbaus, es soll fast 50 Motorradhersteller gegeben haben, da kam in Deutschland allenfalls Berlin mit, übertroffen nach meinem Kenntnisstand (ohne weitere Recherchen, vielleicht weiß jemand mehr?) nur von Bielefeld.
Bleiben wir in Franken. Weltbekannt waren von den 50 Marken Ardie, Hercules, Triumph (TWN) und Zündapp, dazu der Seitenwagenhersteller Steib.
Und die Nürnberger wissen natürlich um ihre Geschichte – die Familie Merk hat dort ein sehenswertes Oldtimermuseum aufgebaut, Autos und Motorräder aus aller Welt, aber Schwerpunkt sind Hercules und sonstige Nürnberger Marken. Freundlich der Empfang, ein schöner Start.
Hier ein paar Bilder:
Bei den Zweirädern einer der ganz seltenen Gelände-Wankels:
Bewegen wir uns doch mal ein paar Kilometer in den Norden, dort ist der Gegenentwurf zur Merkschen Sammlung zu bewundern.
Im ländlichsten Hiltpoltstein betreibt auch Manfred Brünner ein Privatmuseum – in einem Haus-/Stallgebäude, das auf drei Etagen mit alten Motorrädern und Teilen derselben gefüllt ist. Das ist absolut urig, sehenswert und echt, hier wird nichts „präsentiert“, sondern man wird durch eine Sammlung alter Maschinen geleitet und bekommt dazu auch eine knorrige Führung durch den knorrigen Chef – hier einige Impressionen:
Reichlich 98er hat der Herr Brünner zusammengetragen, natürlich auch mehrere aus Nürnberg:
Die meisten Kräder sind original und stehen gut im Saft (wie es mir am besten gefällt…), manche sind herausfordernde Restaurationsobjekte und einige sind auch frisch gemacht wie diese Zündapp S300.
Als wir da waren, hatte Herr Brünner gerade eine Imme und 2 Adler M100 im Angebot, insbesondere die Adler schienen mir fair bepreist – wer eine sucht, angerufen ist schnell…
Alles in allem ein Gegenentwurf zum Classic-Race-Museum von Frithjof Erpelding – und wieder ein Museumsbesuch, den ich nicht vergessen werde.
Nach dieser Landpartie wartete zurück in Nürnberg das Museum Industriekultur auf uns: ein altes Fabrikgebäude beherbergt verschiedene Sammlungen aus der Vergangenheit, zum Beispiel eine Bleistiftwerkstatt, einen Schulraum, eine Arbeiterwohnung und eine Kneipe, dazu eine Fahrradsammlung, eine Sammlung zur Nürnberger Sportgeschichte und einiges mehr. Warum wir da waren? Eindrücke seht Ihr hier:
Im Eingangsbereich steht eine Boss Hoss, ein frisierter Chevy-V8-bewegt hier viele 100 kg.
Fangen wir aber vor 118 Jahren an, zu sehen ist die älteste noch existierende Victoria.
Und von dieser Firma gibt es einige mehr, Victoria hatte gerade in den 30ern viele interessante Konstruktionen und produzierte einige technische Schmankerl.
Zündapp – auch gerade seit den 30er Jahren der Inbegriff von gediegenen, soliden Konstruktionen.
Und nach dem 2.Weltkrieg war Zündapp eine Größe im Geländesport – Beispiele gefällig?
Nun schaut Euch diesen Gang an. Hier steht Nürnberger Pracht!
Dazu sind reichlich Exponate von den kleineren Herstellern ausgestellt.
Die Autohersteller in Nürnberg waren nicht so erfolgreich wie die Kollegen von der Zweiradfraktion. Bis zum ersten Weltkrieg waren Mars und Maurer-Union gut im Geschäft. Unser Aufmacherbild ist ein Faun, ebenfalls aus Nürnberg!
Mit Autos hatte man hier nicht so das rechte Händchen, nach dem zweiten Weltkrieg ging es glücklos weiter.
Der Victoria Spatz hatte den Spitznamen „Feuervogel“, da seine rote Kunststoffkarosserie brandgefährlich war, und wenn es mal anfing, dann brannte das Wägelchen sofort lichterloh!
Ähnlich erfolglos war der Zündapp Janus, gebaut von 1957 bis 1958, ein Zweitürer mit Einstieg an Vorder-und Rückseite. Die hinteren Passagiere saßen dabei mit dem Rücken zur Fahrtrichtung – und der Motor?
Zwischen den beiden Sitzbänken war ein schwachbrüstiger 250er-Zweitakter verbaut, der mit mächtig Krawall und schlechten Gerüchen für sehr überschaubaren Vortrieb sorgte. Und dabei kostete er gerade 10% weniger als ein Käfer – das musste schiefgehen!
Verabschieden wir uns aus dem Nürnberger Museum Industriekultur mit einem Bild von drei Gefährten, die damals total uninteressant waren und heute – anderes designt – halb China mobil halten: Elektroroller, konnte man in den 70ern im Katalog bestellen. Geht heute wieder!
Wie Ihr seht, hatte Euer Autor eine schöne Zeit bei der Recherche – Leute, schaut Euch die Museen an und danach genießt bei einer gemütlichen Einkehr die guten fränkischen Spezialitäten!
P.S.
Mehr Infos über die Nürnberger Meisterdinger auf dieser INFORMATIVEN SEITE